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Säuglinge mit FASD

Merkmale

Babys mit FASD fallen häufig durch extreme Unruhe, Schreiattacken, Schlaf- und Gedeihstörungen auf. Ursache dafür ist die gehemmte Gehirnentwicklung durch den Konsum toxischer Substanzen, wie z.B. Alkohol, während der Schwangerschaft. Der Hirnstamm und das Mittelhirn – die Regionen, die sich während der Schwangerschaft als Erstes bilden – regulieren u.a. den Schlaf und den Appetit. Treten also in diesen Hirnregionen Schädigungen auf, ist es schwierig, den Appetit- und Schlafzyklus in einen für Eltern und Kind passenden Rhythmus zu bringen. Es erfordert viel Zeit und Geduld, dieses Ziel zu erreichen.

 

Was kann helfen?

Durch exzessives Schreien und extreme Unruhe äußert das Baby seine Ängste, Panik, Verunsicherung. Diese Schreiattacken kommen oft dem Anschein nach „aus heiterem Himmel“. Wichtig ist, dass man sein Baby kennen lernt. Gut gemeinter Körperkontakt (in den Arm nehmen, halten, wiegen) führt bei nicht wenigen Babys mit FASD zu noch mehr Stress und panischem Schreien. Das ist die Angst vor dem Neuen, Ungewohnten – oder auch zu viele Außen- und Körperreize auf einmal.

Um das Baby in Schreiphasen zu beruhigen, kann es hilfreich sein, mit ihm in ein ruhiges, abgedunkeltes Zimmer zu gehen, sich das Baby dort auf die Brust
zu legen und zunächst in seinem Rhythmus, dann zunehmend ruhiger zu atmen. Das Kind spürt diese veränderte Atmung und wird sich nach einiger Zeit
anpassen und somit beruhigen. Wenn dem Baby diese Zuwendung bei jeder Schreiattacke, die ihre Ursache nicht in Hunger, Durst, voller Windel, Müdigkeit etc. hat, gegeben wird, zeigen sich in absehbarer Zeit erste Erfolge – das Baby beruhigt sich schneller.

Ähnliche Stress- und Abwehrreaktionen kann das Füttern hervorrufen, bei dem man ja normalerweise Körper- und Blickkontakt hat – für manche Babys mit FASD unangenehm bis unerträglich. Dazu kommt bei manchen Babys noch ein gestörter Saug-/Schluckreflex. Diese Babys können das Saugen/Schlucken nicht koordinieren bzw. auch die Konzentration nicht so lange aufrecht erhalten, bis das Fläschchen leer ist. Manchmal sind auch die benötigten Muskeln zu schwach ausgebildet.

Auch hier sollte man schauen, was das Baby toleriert. Unter Umständen reicht schon der Blick- und/oder Körperkontakt beim Füttern für eine Panikreaktion, so dass das Füttern unmöglich wird. Eine Möglichkeit ist es, sich beim Fläschchen geben hinzustellen und das Baby aufrecht in den Arm zu nehmen, so dass sein Köpfchen an der Schulter des Erwachsenen liegt und das Baby nach vorn schaut. Damit entfällt der Blickkontakt als Stressfaktor. Durch die stehende Position kann das Schlucken so auch mit leichten, sanften Kniebeugen unterstützt werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, das Baby in den Maxi Cosy oder einen verstellbaren Hochstuhl zu legen, wenn es Körperkontakt nicht toleriert. So kann es zumindest in der ersten Zeit gänzlich ohne Körperkontakt gefüttert werden. Sobald das Baby gelernt hat, dass Füttern keine Gefahr darstellt, sondern etwas Angenehmes ist, wird es mehr und mehr Blick- und Körperkontakt zulassen.

Manche Babys mögen auch das Gefühl des Saugers oder der Brustwarzen im Mund nicht. Hier hilft nur ausprobieren, welcher Sauger für das Kind am angenehmsten ist.

Andere Babys spüren die Milch im Mund kaum oder gar nicht und schlucken deswegen nicht. Abhilfe kann geschaffen werden (bitte nur in Absprache mit dem Kinderarzt!), wenn man schon im 2. Lebensmonat 1-2 Löffelchen Karottenbrei mit ins Milchfläschchen gibt und einen kleinen Breisauger verwendet. So wird das Füttern evtl. etwas einfacher, da das Baby nun besser spürt, dass es Nahrung im Mund hat.

 

Erfahrungsgemäß gilt aber für viele Babys mit FASD:

• immer nach festen Zeiten füttern, z.B. im 4-Stunden-Rhythmus
Viele Babys haben kein Hungergefühl und melden sich demzufolge nicht. Außerdem gibt der regelmäßige Rhythmus dem Kind Sicherheit. Bei manchen Babys ist es anfangs auch notwendig, sie mit kleinen Mengen im 2-Stunden-Rhythmus zu füttern, da sie mit einer Mahlzeit nicht genügend Nahrung aufnehmen können.

• immer am selben Ort füttern
Kinder mit FASD brauchen von Beginn an eine feste Struktur, die ihnen den Alltag erleichtert. Mit den meisten gesunden Babys kann man unterwegs sein und sie füttern, wenn sie Hunger haben. Bei Babys mit FASD ist das oft nicht so einfach möglich. Auch Ortswechsel innerhalb der Wohnung beim Füttern werden meist nicht so einfach toleriert.

Die Bezugspersonen sollten sich nicht von den Tabellen im Vorsorgeheft oder von Ärzten unter Druck setzen lassen. Kinder mit FASD sind fast immer klein und zart und nehmen auch nur langsam zu. „Aufpäppeln“ mit fettem Essen und Zucker bringt nichts,
Untergewicht ist normal.

Babys mit FASD fallen oft durch ihre Unruhe auf. Dadurch, dass sie eigentlich „immer in Bewegung“ sind, kommen sie auch schwer in den Schlaf.

Zum Schlafen sollte das Kind in einen ruhigen, abgedunkelten Raum gebracht werden, um mögliche störende Außenreize zu vermeiden. Da es auch
aufgrund der gestörten Wahrnehmung unruhig sein kann oder vielleicht Körperkontakt nicht toleriert, hilft hier das Einwickeln in ein Tuch (Stoffwindel, später ein großes Handtuch). So kann sich das Kind besser spüren und zur Ruhe kommen, es hat die nötige Ruhe und Sicherheit auch ohne direkten Körperkontakt (hilft auch bei älteren Kindern).

Auch Rituale von Anfang an sind sehr hilfreich. Sie können, wenn das Kind dann älter ist, wie ein Schalter funktionieren. Beispiel: mit Beginn des Abendessens wird die Ruhephase eingeleitet. Die ab diesem Zeitpunkt immer gleichbleibenden Abläufe zur gleichen Uhrzeit sind verlässlich für das Baby/Kind.

 

Therapien

Zeigen sich frühzeitig motorische Entwicklungsstörungen, ist es sinnvoll, schon im Babyalter mit Physiotherapie anzufangen. Bewährt haben sich die Therapien nach Bobath und Vojta. So können die Kinder lernen den Kopf zu heben/halten, sich zu drehen, zu greifen usw. Auch Schluckstörungen können mit Physiotherapie erfolgreich behandelt werden.

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